Waffenstillstand in Neuhausen beendet

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WaffenfabrikWaffenstillstand in Neuhausen beendet

Mit dem Ziel, hochkarätige Handfeuerwaffen zu produzieren, wurde im Oktober in Neuhausen eine Waffenfabrik gegründet. Nicht alle sind erfreut darüber.

Hermann-Luc Hardmeier
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Hermann-Luc Hardmeier

«Hände hoch! Hier spricht das FBI!», ist ein Satz, den viele nur aus dem Kino kennen. Wer dem echten FBI bei seinen Verhaftungen jedoch genau auf die Finger schaute, dem fällt etwas auf: Bis im Jahr 2000 stammten viele der Waffen aus Schweizer Produktion. Genauer gesagt von der in Neuhausen (Kanton Schaffhausen) angesiedelten Firma SIG-Arms. Dieser Unternehmensbereich der Firma SIG wurde kurz vor dem Millennium an die Firma Swiss Arms verkauft. Seither liefen in Neuhausen keine Colts mehr vom Fliessband.

Diese Waffenruhe soll nun beendet werden. Ulli Sigloch gründete im Oktober dieses Jahres die «Waffenfabrik Neuhausen AG». Quasi eine Neuauflage von «SIG-Arms». Sigloch ist in diesem Business eine bekannte Grösse. Er ist mit der Firma Swiss Tec AG bereits im Sportwaffengeschäft tätig.

Hochgesteckte Ziele

«Wir sind überzeugt, dass in Neuhausen optimale Voraussetzungen bestehen, um auch in Zukunft qualitativ hochwertige Handfeuerwaffen zu fertigen», erklärt Matthias Knill, Pressesprecher der Waffenfabrik Neuhausen AG. Die Waffenfabrik wolle an den Erfolgen des traditionellen Geschäftes der SIG anknüpfen. Dafür hat man sich laut Knill hohe Ziele gesetzt: Die Firma will in den nächsten Jahren zu einem führenden Unternehmen im Bereich der Handfeuerwaffen für Armee, Polizei und Spezialeinheiten werden. Das Aktienkapital beträgt eine Million Franken.

Die Waffenfabrik Neuhausen AG will die Produktion im nächsten Jahr aufnehmen. Wie konkret diese Produktion aussieht, darüber kann Matthias Knill jedoch noch keine Auskunft geben: «Es besteht ein Businessplan, jedoch sind einige wichtige Punkte noch offen». So ist noch unklar, wie viele Mitarbeiter die Firma beschäftigen wird, und was ausser der FBI-Pistole (die legendäre SIG P210) hergestellt werden wird. Die Firmengründung war laut Matthias Knill notwendig, um erste Verträge abschliessen zu können. Produzieren will man allerfrühestens ab Januar nächsten Jahres.

Kritik der GSoA

«Keine gute Idee», findet hingegen Tom Cassee von der GSoA die Gründung einer Waffenfabrik in Neuhausen. «Wer eine Waffe produziert und verkauft, geht damit bewusst das Risiko ein, dass unschuldige Menschen getötet werden können», so Cassee. Seiner Meinung nach war gerade die SIG ein gutes Beispiel dafür, wie sich eine Firma erfolgreich von der Waffenproduktion getrennt hat und zivile Produkte bevorzugte. Er befürchtet zudem, dass die verkauften Waffen in falsche Hände geraten könnten. «Viele Rüstungs- und Waffenfirmen liefern auch an Unrechtsregimes», kritisiert er, ohne dabei die Waffenfabrik Neuhausen beim Namen zu nennen.

Er weist in diesem Zusammenhang auf die Initiative gegen Kriegsmaterial-Exporte der GSoA hin, die im Herbst eingereicht wurde und im günstigsten Fall im September 2009 zur Abstimmung kommt. Matthias Knill von der Waffenfabrik Neuhausen wehrt sich gegen die Vorwürfe: «Es liegt auf der Hand, dass armeekritische Kreise ihre grundsätzliche Abneigung gegen die Herstellung von Waffen zum Ausdruck bringen. Diese Kritik erstaunt nicht. Aber es braucht nun mal Handfeuerwaffen zur Sicherung von Ruhe und Ordnung.» Eine wesentliche Zielgruppe der Waffenfabrik Neuhausen seien deshalb nicht nur die Schweizer Armee, sondern auch die Polizeieinheiten und deren Spezialeinheiten.

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